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Vom [manchmal mehr manchmal weniger] allüberstrahlendem Mama-Glück

Ich wurde kürzlich von einer Kommilitonin gefragt, was denn für mich das Schönste am Mama-Sein sei. Und ich musste lange überlegen. Nicht etwa, weil mir nichts eingefallen wäre, sondern weil es schwierig ist, sich auf einen Punkt zu beschränken. Denn der Mythos stimmt: Neben den vielen Zweifeln und Sorgen, neben Müdigkeit und Selbstaufgabe – alles Punkte, die in Diskussionen über Mutterschaft definitiv öfter angesprochen werden sollten – gibt es sie: die rosaroten Momente des Mama-Seins, die explosionsartige Glückshormonausschüttung. Das merke ich im Moment sehr oft.

 

 

Mein kleiner Mäuserich hat sich in den letzten Monaten von einem überwiegend schlafenden, zerknautschten theoretisch viel zu früh geborenen kleinen Äffchen zu einem interagierenden Menschchen entwickelt. Eben noch konnte er lediglich seine Grundbedürfnisse über Schreien mitteilen, nun hat er plötzlich einen eigenen Charakter, einen eigenen Sinn für Humor, lacht über Sachen, die nur er witzig findet, führt Unterhaltungen mit uns, hört auf seinen Namen und schmeißt Sachen durch die Gegend, um ihrem Klang zu lauschen.  Wie cool ist das?
Er ist eine zufällig zusammengesetzte Mischung aus zwei Menschen, die sich lieben. Und dennoch ist er komplett er selbst. Das liebe ich. Ich liebe es, dass wir nun ganz echt, ganz wirklich, ganz spürbar zu Dritt sind. Er ist jetzt mehr und mehr zu sozialen Interaktionen fähig, streichelt uns sanft das Gesicht, bevor er in unserem Arm einschläft, lacht uns an, sobald er wieder aufwacht, beißt uns in die Nase, quiekt uns an. Und in jeden einzelnen dieser Momente bin ich so unendlich verliebt.

 

Auch ich habe mich verändert und auch das gehört zu den für mich schönsten Dingen am Mama-Sein. Mitzuerleben, was der eigene Körper alles leisten kann, in der Schwangerschaft, unter der Geburt, beim Stillen und auch darüber hinaus.
Und während ich all die Jahre für mich selbst nie wertschätzen konnte, wer ich bin und was mich ausmacht, kann ich das jetzt viel besser – den Nicht-Mama Teil in mir feiern. Er hat mittlerweile viel weniger Zeit, sich zu zeigen. Während der Paar-Zeit, in seltener gewordenen Unterhaltungen mit Freunden, in Uni-Kursen. Aber er ist da! Und wenn er rauskommt, nicke ich ihm locker zu, bin stolz auf ihn und applaudiere dafür, dass er immer noch da ist.

 

 

Vor der Geburt des kleinen Mäuserichs hatte ich immer unfassbar Angst vor dieser grundlegenden Mama-Erschöpfung.  Aber sie ist nicht so allüberschattend, wie ich immer dachte. Allüberschattend, nein, allüberstrahlend ist vor allem das Glück. Das Baby-Lächeln. Die kleinen süßen Füße. Das friedliche schlafende Gesicht. Die breiverschmierte Schnute.

 

 

Das erzähle ich euch heute. An einem Tag, an dem sich alles gefügt hat, wie zwei Zahnräder, ich während seines Mittagsschläfchens Zeit zum Duschen und für die Uni hatte, ich meinen Kaffee warm trinken durfte und nicht frisch kochen musste, er mich pausenlos angestrahlt und zum Lachen gebracht hat.  An anderen Tagen hätte ich diese Worte vielleicht nicht so schnell gefunden, hätte die Frage meiner Kommilitonin nicht direkt beantworten können. Ich hätte es einfach mal nicht so überwältigend gefühlt, das Mama-Glück. Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Denn es ist trotzdem immer da, auch wenn man mal zu erschöpft ist, es wahrzunehmen. Und vielleicht ist das die Antwort auf ihre Frage. Vielleicht ist das das Schönste am Mama-Sein.

 

 

 

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